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Die Nachhaltigkeit und der Film


Filmcrew mit Equipment im Wald
@wix

Die Filmindustrie leistet sich einen enormen Ressourcenverbrauch. Schon seit Langem werden Forderungen zu einer nachhaltigeren Filmwelt laut, doch nun bekommt das Umdenken eine neue Dimension: Das Label Green Motion oder der "grüne Drehpass" soll Medienschaffenden klare Richtlinien zur Einhaltung der Kriterien für nachhaltige Produktionen geben. Angetrieben von Filmförderern werden ökologische Standards definiert. Der Druck in der Branche steigt, diese umzusetzen.


Die Filmindustrie, ein Klimasünder


Laut Medien und- Filmgesellschaft Baden-Württemberg setzt ein durchschnittlicher 90 minütiger Tatort während seiner Produktion in etwa 100 bis 140 Tonnen Co² frei. Das entspricht ungefähr der Menge des Verbrauchs mehrerer deutscher Großfamilien. Selbst Branchenkenner sind von diesen hohen Emissionswerten schockiert. Bei aufwändigen Produktionen wie beispielsweise "The Day after Tomorrow" sieht das Ganze noch schlimmer aus: Laut einer Studie der University of California lag der Verbrauch des Katastrophenfilms von 20th Century Fox bei 10 000 Tonnen Klimaschadstoff. Was für eine Doppelmoral! Diese hohen Verbrauchswerte erklären, wieso die Filmindustrie auf Platz zwei der umweltschädlichsten Industrien in Los Angeles landet.

Der Energiebedarf am Set ist vielfältig, aber wesentliche Emissionstreiber sind schnell ermittelt: Der Großteil geht auf das Konto häufig wechselnder Drehorte, die zumeist per Flug erreicht werden. An dynamischen Sets ohne direkte Stromversorgung liefern ratternde Dieselgeneratoren die Energie. Die Maske föhnt in der Früh die Haare, mittags muss das Catering warmes Essen für die Crew bereitstellen und kurz später wird der abendlichen Kälte entgegengewirkt. Hinzu kommen natürlich Kameraequipment, Film-Technik, Postproduktion. Egal ob Independent Filmproduktion, Mini-Dramaserie oder Blockbuster: An einer Produktion sind viele Menschen beteiligt, welche ununterbrochen auf Energie angewiesen sind.


Die Antwort: Ökologische Mindeststandards für audiovisuelle Produktionen


Aktives und nachhaltiges Handeln in der deutschen Medienwelt sind nun gefragter denn je. Die europäischen Ansätze dazu sind vielfältig. Ein grüner "Drehpass" mit gleichen Kriterien für alle, versucht mehr Einheitlichkeit zu schaffen. Der Arbeitskreis "Green Shooting", hervorgerufen durch die MFG Baden-Württemberg, unterstützt Medienschaffenden bei der ökologisch nachhaltigen Produktion in der gesamten Wirkungskette. Nicht nur der Aspekt der ökologischen Ressourceneinsparung wird thematisiert, auch die enormen Produktionskosten sollen langfristig gesenkt werden. Mit dem Label "green motion", das seit 1.1.2022 auch in Unterstützung durch die Bundesregierung branchenweit gilt, soll eine Vereinheitlichung mit Mindeststandards auf allen Ebenen der Produktion erreicht werden. Dies soll natürlich ohne Einbußen in der Qualität des Endproduktes geschehen. Die Filmförderung des Bundes hat sich zum Ziel gesetzt, Filmschaffende in ihrer Kreativität zu fördern, als auch die Filmbranche positiv in ihrer Entwicklung zu stärken und setzt Impulse für eine umweltschonende Produktion. Das bedeutet konsequenterweise auch: Werden Kriterien nicht eingehalten, gibt es auch keine Förderung.


Welche Ansätze gibt es?


Zunächst sollen die größten Emissionstreiber ermittelt werden, Personaleinsatz geplant und mögliche Umweltsituationen im Vorfeld geklärt sein. Hier spielen die "Green Consultants" eine wesentliche Rolle, denn sie erheben die benötigten Daten. Wird mit klimaschädlichen Substanzen in der Produktion umgegangen? Wenn ja, wie können diese durch eine umweltfreundlichere Alternative ersetzt werden? Eine nachhaltige Müll-Entsorgung während der gesamten Produktion stellt einen weiteren Ansatz dar. Auch was die Postproduktion betrifft, soll energieeffizienter gearbeitet werden. Neben ressourcenschonender Produktionsplanung sind innovative Technologien in der Filmwirtschaft unabdingbar. Diese steigern das Einsparpotenzial enorm.


Jetzt gilt es: Nachhaltige Technologien vorantreiben


Deutschland liegt in der "Green Shooting" -Bilanz bisweilen noch im Hintertreffen. Vor allem Frankreich sprintet mit neuen Technologien voraus und setzt europaweit die meisten Kriterien für die Nachhaltigkeit um. Eine große Problematik stellt bisweilen die Stromgewinnung durch Generatoren am Filmset dar. Diese sind extrem belastend für die Umwelt durch schädliche Stickoxide und Kohlenstoffdioxidabgaben. Neben dem Umwelt- und Gesundheitsaspekt sind Dieselgeneratoren zudem sehr laut. In vielen Bereichen der Innenstädte oder Gemeindegebieten können die Generatoren nicht eingesetzt werden, da sie die Anforderungen einer Umweltplakette nicht erfüllen. Hier gibt es dann die Möglichkeit einen festen Anschluss ans kommunale Netz zu legen. Doch das ist teuer und nicht möglich, wenn fern der Städte und Gemeinden mitten in der Natur gefilmt wird. Kurz gesagt: Eine saubere, aber auch leistungsstarke Alternative muss her!


https://www.100grueneproduktionen.de/arbeitskreis/



https://www.dw.com/de/green-shooting-film/a-60749715



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